von Dr. med. Ralph Thoms, gesundheitspolitischer Sprecher GRÜNE Tönisvorst
Natürlich ist es bedauerlich, dass mit dem Krankenhaus ein Baustein der Versorgung vor Ort wegbricht. Die Sorge vieler Bürger*innen um die künftige Akutversorgung ist nur allzu verständlich. Allerdings nimmt das Krankenhaus Tönisvorst bereits seit 2 Jahren (seit der Verschärfung der Richtlinien zur Teilnahme an der Akutversorgung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss 2018) nicht mehr an der Notfallversorgung über den Rettungsdienst teil. Kleinere Schulunfälle oder Missgeschicke können über die chirurgische Praxis, die auch für die Berufsgenossenschaften arbeitet, ambulant versorgt werden.
Die Entscheidung der Alexianer ist nachvollziehbar. Unter den heutigen Rahmenbedingungen, die wir kommunal leider nicht beeinflussen können, werden Krankenhäuser in den Wettbewerb geschickt. Sie müssen Gewinn erwirtschaften und um die knappe Ressource Personal konkurrieren. Das setzt Fehlanreize, z.B. Forcierung von lukrativen Operationen, schnelle Entlassung von aufwändigen, aber unzureichend vergüteten Fällen, wie alten, multimorbiden Menschen mit Einschränkungen und sozialer Hintergrundproblematik.
Besser wäre es, die Gesundheitsversorgung als Daseinsvorsorge zu betrachten. In Skandinavien arbeiten beispielsweise spezialisierte Ärzt*innen und Pflegeteams in regionalen Zentren. Vor Ort gibt es aber kommunale Gesundheitszentren, die eine Versorgung nah an den Bürger*innen ermöglichen und lokal geplant werden. In einer solchen Struktur könnten auch einige Betten zur Überwachung unklarer Fälle vorgehalten werden. Ein älterer Patient muss vielleicht nur Infusionen bekommen, wenn er durch Austrocknung verwirrt ist. Nach einer Nacht der Überwachung ( z.B. weil er alleine lebt) kann er vielleicht schon wieder nach Hause, der koordinierte Pflegedienst sieht nach ihm.
Der Ausbau medizinischer Versorgungszentren ist der richtige Weg, um langfristig auch bei uns auf dem Land eine gute ärztliche wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten. Nur in solchen Strukturen können wir Ärzt*innen und Pflegende von zahlreichen administrativen Aufgaben entlasten und durch flexible Arbeitszeitmodelle und die gelebte Nähe zu den Menschen als attraktiver Arbeitgeber gewinnen. Solche Primärversorgungszentren müssen sich am Bedarf der Bevölkerung orientieren:
Vorsorgeangebote, regelmäßige Aktionen zur Gesundheitsbildung (z.B. auch gemeinsam mit Schulen oder KITAs) sollten ebenso dazugehören, wie Arztpraxen, Physiotherapie, Pflegedienst, ambulante Hospizgruppe oder eine Anlaufstelle für Selbsthilfegruppen. Durch telemedizinische Kooperationen können die diagnostischen und therapeutischen Kompetenzen erweitert und einige Wege für Patient*innen gespart werden.
Um den Einfluss von Fremdinteressen gering zu halten wäre eine Trägerschaft in Form einer Genossenschaft ideal. So ist gesichert, dass Entscheidungen nach ärztlichem Ethos und nicht primär kaufmännisch getroffen werden. In einer Ärztegenossenschaft entscheiden nur die aktiven Mitglieder, nicht z.B. der Kapitalgeber.
In der anlaufenden Ratsperiode wollen wir hierzu wichtige Impulse setzen. Der Ausbau der geriatrischen Rehabilitation kann dabei ein guter Baustein für die Versorgung unserer älter werdenden Bevölkerung sein.
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