Tönisvorst soll eine grüne Stadt werden 3. August 2017 Sommerinterview Mit Jürgen Cox Von Bündnis 90/Die Grünen In Tönisvorst Tönisvorst soll eine grüne Stadt werden Tönisvorst. Die Grünen nutzen die Sommerpause, um Ideen für die Stadtpolitik auszuarbeiten. Im Stadtrat sei die Zusammenarbeit mit der neuen Führung der CDU-Fraktion nahezu unmöglich. Die Grünen wollen bei Umwelt und Bildung eigene Akzente setzen. Wie sieht für Jürgen Cox, Fraktionsvorsitzender der Grünen in Tönisvorst, die Stadt in 20 Jahren aus? Cox muss nicht lange überlegen. Er meint, wenn die CDU-Fraktion in der gegenwärtigen Konstellation die Ratsarbeit weiter dominiere, werde sich die Stadt nicht großartig entwickeln. Tönisvorst werde dann zwangsläufig bei einem Haushaltssicherungskonzept gelandet sein, mit dem die Politik fremdbestimmt sei und der Stadtrat nichts Eigenes mehr auf den Weg bringen könne. Die Situation sei aber auch bequem, weil dann die Politik keine eigene Verantwortung für das Handeln übernehmen müsse. Wenn sich die Politik in Tönisvorst allerdings ändere, dann habe die Stadt längst einen Verwaltungsneubau, der ein Leuchtturm für Mitarbeiter und Bürger darstelle. Außerdem sei Tönisvorst dann eine starke Stadt der Integration. Aber Jürgen Cox und die anderen Tönisvorster Grünen wollen nicht 20 Jahre warten, sondern jetzt aktiv werden und die Dinge verändern. Sie nutzen die Sommerpause intensiv für inhaltliche Diskussionen, sie entwickeln Konzepte und klopfen Ideen auf ihre Realisierbarkeit ab. Nach der Ferien wollen sie mit einigen Anträgen aufwarten. Im vergangenen Jahr hat sich für Jürgen Cox in der Ratsarbeit sehr viel verändert. Die Grünen hatten der CDU eine bevorzugte Partnerschaft angeboten, mit dem damaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden Helmut Drüggen brachten die Grünen mehrere gemeinsame Anträge in den Rat ein. Die neue Spitze der CDU-Fraktion hat diese Zusammenarbeit aufgekündigt, Cox sieht mit den aktuell handelnden Personen auch keine Basis für gemeinsame Anträge. Auch sei die Diskussion im Rat und in den Ausschüssen schwieriger geworden, weil ein Teil der „jungen Garde“ oftmals nicht zwischen einer persönlichen und politischen Ebene unterscheide. Hier habe die Sommerpause etwas Gutes: Die Gemüter könnten sich beruhigen. Doch Jürgen Cox fehlt die politische Auseinandersetzung, er diskutiert in der Sache gerne hart. Eine geschlossene CDU-Fraktion gebe es nicht mehr, sie zerfalle in drei Gruppen: die junge Spitze, die erfahrenen Alten und die MIT-Gruppe. Ihn stört auch, dass aus ihren Reihen Bürgermeister Thomas Goßen (CDU) „permanent angezählt“ werde. In Sachen Einzelhandelskonzept habe sich die CDU zudem auf eine Lobbyarbeit für den Werbering eingelassen. Die SPD, mit der die Grünen zuletzt mehrere gemeinsame Anträge eingebracht haben, wirke wesentlich geschlossener. Aber eine Blockbildung werde es nicht geben. Cox, der selber als Falke und Juso eine SPD-Vergangenheit hat, genießt heute die politische Kultur der Grünen, bei denen es keinen Fraktionszwang gebe. In der kleinen Gruppe der Tönisvorster Grünen gehe es fair zu, niemand verfolge persönliche Interessen. Und die anderen Fraktionen? Da sie sich so stark auf die CDU eingelassen habe, werde es für die UWT künftig schwer werden, noch als eigenständige Kraft erkennbar zu bleiben. Ganz anders die FDP, von der Cox den Eindruck hat, sie gehe konsequent einen eigenen Weg. Die GUT (Gemeinschaft unabhängiger Tönisvorster), die 2008 bei den Grünen austraten und eine eigene Fraktion gründeten, werde nicht mehr wahrgenommen. „Aus meiner Sicht wird sie bei der nächsten Wahl keine Rolle mehr spielen – was ich schade finde“, erklärt Cox dazu. Ein Ratsmitglied wie Herbert Derksen sei zwar ein Querkopf, aber habe sich durch seine vielen Jahre im Rat unheimlich viel Wissen erworben. Cox würde Derksen ein Stück weit vermissen, wenn die GUT nicht mehr im Rat vertreten wäre. Und die eigenen Grünen? Cox ist kein Fan von Winfried Kretschmann, dem grünen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg. Im Radio lief gerade ein Interview mit ihm zur Dieselaffäre. Und was die Kölner Silvesternacht betrifft, könne die Berliner Parteispitze nicht die Polizei bloßstellen. Teile der Partei kommunizierten nicht richtig, findet Cox. Er selber, der aus der Friedensbewegung kommt, will sich nicht mit den Landwirten anlegen und wegkommen vom Image der Grünen als Verbotspartei. Beim Sommerfest der Grünen wurde gegrillt – natürlich mit Bio-Fleisch. Die Tönisvorster Grünen sind – auch wenn sie das Neubaugebiet Vorst-Nord konsequent abgelehnt haben – nicht gegen den Zuzug neuer Einwohner. Jürgen Cox sieht aber keine wirkliche Stadtentwicklung. Apfelstadt als Name sei zu wenig. Es werde kein Stadtmarketing betrieben und Wirtschaftsförderung auch nicht wirklich. In der Verwaltung wie in der Politik herrsche ein „Reagieren statt Agieren“ vor. Die Umwelt attraktiv gestalten und in die Bildung investieren – damit wollen die Grünen punkten. Bei allen Innovationen und neuen Ideen sei es den Grünen aber auch wichtig, immer den Bürger mitzunehmen. Unter dem Strich müssten Menschlichkeit, mehr Miteinander und Rücksichtnahme auf Schwächere stehen.